Konditionierte Entspannung leicht gemacht

Konditionierte Entspannung ist Entspannung, die auf ein Hörsignal und/oder eine Berührung hin stattfindet. Was es damit genau auf sich hat und warum ihr Einsatz im alltäglichen Leben mit dem Hund langfristig gesehen geradezu magisch sein kann, wird hier umrissen.

Ein Zauberwort, das entspannt

Die Konditionierung ist eine nicht dauerhafte, wieder auflösbare Verbindung zwischen einem ursprünglich neutralen Reiz und einer ursprünglich unbedingt reflektorischen Reaktion. Keine Sorge, das Kauderwelsch wird gleich erklärt! Erregung ist das Gegenteil von Entspannung und ist oft daran beteiligt, dass unsere Hunde nicht so aufnahmefähig sind, wie wir es gerne hätten. Um dem entgegenzuwirken, kann konditionierte Entspannung eingesetzt werden, indem ein aufgebautes Entspannungssignal (= der ursprünglich neutrale Reiz) wie beispielsweise ein sanft gesprochenes “Chillen” zu einer Entspannung des Hundes (=die ursprünglich unbedingt reflektorische Reaktion) führen kann. Das bedeutet keinesfalls, dass der Hund auf das Signal hin sofort phlegmatisch wird, sondern vielmehr, dass sich sein Erregungsniveau durch dessen Einsatz ein wenig absenken lässt. Je nachdem, ob man lediglich ein Hörsignal verwenden oder auch eine Berührung zur Entspannung einbauen möchte, gibt es verschiedene Herangehensweisen zur Konditionierung.

Die Verknüpfung herstellen

Um das Signal mit dem gewünschten Körperzustand verknüpfen zu können, muss dieser zunächst erreicht werden. Will man nur ein Hörsignal aufbauen, so kann man das gewünschte Wort immer dann einsetzen, wenn der Hund ohnehin gerade entspannt herumliegt. Wichtig ist, dass man den Hund dabei nicht direkt ansieht, um ihn nicht aufzufordern, den entspannten Zustand zu verlassen. Nun wird das gewünschte Hörsignal 30 Mal in einer ruhigen Tonlage gesprochen, die man auch beim späteren Einsatz unbedingt beibehalten sollte. Dieser Schritt sollte für einige Tage bei jeder Gelegenheit wiederholt werden.

Möchte man das Hörsignal auch noch mit einer Berührung verknüpfen, empfiehlt es sich, einige Zeit streichelnd neben dem entspannten Hund zu verharren, bis man die gewünschte Körperstelle berührt und dabei wie oben beschrieben mehrmals das Hörsignal spricht.

Effektivitätstest

Hat man ein paar Wochen in die Konditionierung des Entspannungssignals investiert, kann ein erster Effektivitätstest gestartet werden, wenn der Hund gerade aktiv ist. Wichtig ist, dass er sich beim ersten Test noch nicht in einer besonders hohen Erregungslage befinden soll, da man das Entspannungssignal sonst verfrüht “kaputt” machen kann. Die Effektivität des Entspannungssignals zeigt sich, indem sich die Atmung des Hundes geringfügig verlangsamt und seine Mimik ein wenig entspannt – du solltest also besonders auf den Brustkorb des Hundes und seine Mimik achten.

Weitere Schritte

ein-zauberwort-das-entspannt-1Wenn ihr euch gemeinsam zu ersten Resultaten des Entspannungssignals vorgearbeitet habt, kannst du es nun weiter verstärken, in dem du es regelmäßig auffrischst und behutsam in Situationen mit niedrigen Erregungslagen einbaust. Sinn des Entspannungssignals ist, den Hund in einen denkenden
Zustand zurückzuholen. Damit er in diesem Zustand auch verweilen kann, ist es deshalb besonders wichtig, dass dem Entspannungssignal ein Signal für ein Alternativverhalten folgt. Klopft es beispielsweise an der Türe und der Hund hebt aufmerksam den Kopf, würde ich “Chillen” sagen und Diggas erstem darauffolgenden tiefen Atemzug ein “Am Platz Warten” folgen lassen.

Das Entspannungssignal im Realeinsatz

Da das Entspannungssignal sinngemäß ganz stark mit einem ruhigen emotionalen Zustand verknüpft ist, muss es immer wieder aufgefrischt werden, damit es im Alltag auch entsprechend wirksam sein kann. Je öfter es im Alltag eingesetzt wird, desto öfter und länger muss das Entspannungssignal im entspannten Zustand aufgeladen werden, um nicht mit einem wachsenden Erregungslevel verknüpft zu werden.

Eine besonders ausführliche Erläuterung von Entspannung und deren Konditionierung liefert Dr. Ute Blaschke-Berthold in diesem Artikel: Klick.