Das Hundetrainings-ABC: A wie Assoziation

Meine neue Blog-Serie „Das Hundetrainings-ABC“ erklärt die wichtigsten Begriffe, die im Hundetraining fallen. Den Anfang macht A wie Assoziation, umgangssprachlich auch als Verknüpfung bezeichnet. Wie Assoziationen geformt werden und wie du sie im Training beeinflussen kannst, verrät dir dieser Artikel.

Unsere Hunde lernen durch Verknüpfung. Dabei wird im Hundehirn ein Reiz mit einer Reaktion und/ oder Konsequenz in Verbindung gebracht. Nimmt man beispielsweise ein Leckerchen und führt es über den Kopf des Hundes (= Reiz), reagiert er zumeist durch Hinsetzen. Als Konsequenz füttert man ihm den Keks und lobt ihn. Das Lernen selbst ist eine Konzeptbildung, aber dazu später mehr. Dein Hund verknüpft zuerst einmal, dass er eine Futterbelohnung und/oder Aufmerksamkeit in Form von Lob bekommt, wenn du deine Hand über seinen Kopf führst und sein Po den Boden berührt. Genau genommen finden folgende Verknüpfungen statt: 1. Hand über Kopf = Po auf Boden. 2. Po auf Boden = Verbesserung meines Zustandes durch Belohnung. Im fortführenden Training sollen diese beiden Assoziationen zu einer verknüpft werden.

Lernen durch Verknüpfung

Seinen Po am Boden zu haben, rentiert sich nach einigen Wiederholungen für deinen Hund, da er aufgrund der positiven Bestätigung ein gutes Gefühl mit diesem Verhalten assoziiert. Er beginnt nun, folgendes zu verstehen: Hand mit Sitzzeichen = Po auf Boden = toll.

In weiteren Trainingsschritten verknüpft er, dass nachdem du „Sitz“ sagst, sein Po am Boden bleiben soll, auch wenn du dich entfernst. So in etwa formt sich für ihn langsam das Konzept „Sitz“ wie wir es uns in seiner Endversion vorstellen. Lernen passiert also, wenn sich Verknüpfungen zu einem Konzept zusammenfügen. Konzeptbildung passiert, wenn konkrete Objekte und/oder Situationen mit  wahrgenommene Reizen (= Merkmalen) und den entsprechenden Reaktionen (= kategoriale Zuordnungen) in Verbindung gebracht werden. In unserem Beispiel ist das Hand- und oder Hörzeichen „Sitz“ der Reiz, auf den dein Hund mit Sitzen reagiert, weil dies bisher vorteilhafte Konsequenzen für ihn hatte. In Trainingssituationen solltest du es deinem Hund immer möglichst leicht machen, die gewünschte Verknüpfung herzustellen. Besonders bei den ersten Schritten jeder neuen Übung ist es daher wichtig, konzentriert in ablenkungsarmer Umgebung zu trainieren, um die vom Hund wahrgenommen Reize möglichst gering zu halten.

Qualität und Quantität

Wie stark eine Verknüpfung ist, hängt davon ab, wie oft sie stattfindet und/oder  welche Konsequenzen der Hund daraus ziehen kann. Dabei macht durchaus auch die Qualität der Konsequenz einen Unterschied. Deswegen arbeiten wir im Hundetraining mit vielen Wiederholungen an verschiedenen Orten und/oder setzen spezielle Leckerbissen als Jackpot ein, damit bestimmte Kommandos besonders verlässlich werden. Im Umkehrschluss kann schon eine starke negative Erfahrung, die mit Angst und womöglich Schmerzen verknüpft wird, oft ausreichend sein, um einen Hund langfristig zu verstören. Negative Assoziationen führen zu negativen Emotionen und zumindest Vermeidung, können aber auch in Angst- oder gar Aggressionsverhalten resultieren.

Situationsbedingte Verknüpfungen

Welche Reaktionen ein Objekt, eine Person oder eine Situation hervorruft, hängt nicht allein von den Merkmalen und Reizen ab, sondern auch davon, welche Vorstellungen aktuell dadurch hervorgerufen werden. Kracht während eines Sitz-Trainings beispielsweise der Luster neben deinem Hund von der Decke, wird er kaum mit freudigem Hinsetzen, sondern vielmehr mit angemessen schreckhaftem Wegspringen reagieren. Je nachdem wie stark sein Schreck war, kann dein Hund aufgrund dieser frischen negativen Assoziation nun möglicherweise die nächsten Male verunsichert auf das bereits bekannte Kommando reagieren. In Folge würdest du die nächsten Einheiten in möglichst reizarmem Umfeld (mit gesicherter Deckenbeleuchtung) trainieren und  auf eine hohe Belohnungsraten achten, um die vorhandenen (nach dem Schock evtl. gehemmten) positiven Assoziationen deines Hundes mit „Sitz“ wieder zu verstärken. Ein Konzept ist also genau genommen ein Bündel unterschiedlich starker Verknüpfungen zwischen Merkmalen und konzeptionellen Zuordnungsreaktionen.

Verknüpfungen und Emotion

Objekte und Situationen werden jeweils dem Konzept zugeordnet, zu dem die wahrgenommenen Merkmale die stärksten Assoziationen haben. Wie der Hund ein Erlebnis bewertet, ist ausschlaggebend dafür, welche Verknüpfungen stattfinden. Diese Bewertung findet im limbischen System im Gehirn des Hundes statt. Hier werden Sinneseindrücke vorverarbeitet und emotional beurteilt. Das limbische System ist zudem stark an der Ausschüttung von Endorphinen beteiligt – dies kann man sich im Training mit positiver Bestärkung und dem daraus resultierenden Entstehen positiver Assoziationen zu Nutze machen.

Positive Assoziationen formt dein Hund natürlich nicht nur durch einen primären Verstärker wie Leckerchen, sondern auch durch netten Sozialkontakt mit vertrauten Menschen oder anderen Hunden, Streicheln, Spiel, Aufmerksamkeit oder gar externe Belohnungen wie Schnüffeln dürfen. Wissenschaftliche Studien wie von Hiby et al. (2004) und Innes/McBride (2008) beweisen, dass belohnungsorientiertes Training nicht nur rascheres Lernen bewirkt, sondern unsere Tiere auch gleichzeitig Positives mit uns verknüpfen. Sprich: Sie lernen besser und gewinnen uns lieber. Gleichzeitig.