Den Hund beim Namen nennen. Teil 2

Bisher hat dein Hund gelernt, dass sein Name etwas Gutes ankündigt und er mit Blickkontakt darauf reagieren soll. Als nächstes soll er dir seine Beachtung auf dieses “Aufmerksamkeitssignal” hin in verschiedensten Situationen schenken. Wie ihr das gemeinsam erreicht und was passiert, wenn sein Name ‘mal strenger gesprochen wird, verrät der zweite und letzte Teil von „Den Hund beim Namen nennen“.

Dein Hund weiß mittlerweile, dass es sich unter wenig Ablenkung lohnt, mit Blickkontakt auf seinen Namen zu reagieren. Nun beginnst du, an zwei Dingen zu arbeiten. Zum einen soll er lernen, dass sein Name zwar Gutes verheißt, aber vielmehr dazu dient, ihn anzusprechen. Er soll lernen: Ich bin gemeint. Dem aufmerksamen Hund kannst du dann weiteren Input geben, indem du ihn beispielsweise zum Herankommen oder einer anderen Übung aufforderst. Das Ansprechen wird nun im Alltag integriert, wenn dein Hund gerade nicht ganz aufmerksam ist.

Aufmerksamkeit unter Ablenkung

Zweitens soll dein Hund nämlich begreifen, dass er auch unter Ablenkung auf seinen Namen reagieren soll. Das lässt sich ganz einfach gestalten, indem du Zuhause beim Spielen seinen Namen sprichst und wenn er dich dabei direkt ansieht, wird gelobt und es geht besonders lustig weiter. Spitzt dein Hund zum Beispiel in der Wohnung die Ohren und lauscht einem Bellen auf der Straße oder einem Geräusch am Gang, sprichst du ihn an. Sieht er dich an, lobst und/oder belohnst du ihn und forderst ihn dann zum Spielen auf. So lernt er, dass es sich für ihn lohnt, seine Aufmerksamkeit auf dich umzulenken, auch wenn gerade noch etwas anderes interessant war. Oder du bittest deinen Partner oder Besuch, in einem anderen Raum ein Geräusch zu verursachen, auf das dein Hund reagiert – mit einem Sackerl zu rascheln funktioniert meist ganz gut! Du sprichst deinen Hund an und wenn er dich anblickt, wird er bestätigt. Zunächst solltet ihr dies mit geringer Ablenkung üben und diese dann langsam steigern, bis es irgendwann auch auf Distanz auf der Hundewiese beim Toben funktioniert.

Der Name als Aufforderung

In einem weiteren Schritt integrierst du den Namen als Einleitung für weitere Ansagen bei ruhigen Gassirunden. Wenn dein Hund gerade irgendwo halbherzig schnüffelt, sprichst du ihn an und forderst ihn zum Weitergehen oder zum Herkommen und Sitzen auf. Anfangs kannst du noch das erste zu dir Orientieren bestätigen, später nur das Weitergehen oder Herkommen. Im Wesentlichen ist das ganz so, wie wenn du mit einem menschlichen Freund im Kaffeehaus sitzt, und der gerade wegen einer SMS mit seinem Handy interagiert. Wenn du dich weiter unterhalten oder gar gehen möchtest, wirst du ihn ansprechen und dann zur jeweiligen Aktion auffordern.

So arbeitet ihr euch langsam in eine Routine ein und dein Hund lernt das Konzept seines Namens in verschiedenen Situationen und auf verschiedenen Orten zu verstehen (= generalisieren), während du langsam die Belohnung abbaust.

Negative Zusammenhänge vermeiden

Die meisten Hundebücher und TrainerInnen empfehlen richtigerweise, den Namen des Hundes nicht in einem für ihn unangenehmen Kontext wie Schimpfen zu verwenden, da dies den bisher aufgebauten positiven Assoziationen entgegenwirkt. Auch verbale Strenge in Form eines Ermahnens ist für deinen Hund tendenziell wenig angenehm. Generell gilt: Im Training solltest du immer ganz besonders darauf achten, positive Assoziationen herzustellen. Solange dein Hund noch nicht verlässlich aufs Ansprechen reagiert, solltest du jedenfalls darauf achten, seinen Namen ausschließlich mit angenehmen Dingen zu verbinden. Ob Schimpfen und verbale Strenge überhaupt sinnvoll sind, werde ich an anderer Stelle diskutieren. Wir wissen ja bereits, dass negative Assoziationen zu Vermeidung führen. Dafür müssen wir uns nur an unsere eigene Kindheit und das Zusammenzucken, wenn Mutter streng aus dem Nebenzimmer rief, erinnern. Vermeidung unserer Person oder gar Angst vor Strafe ist aber keinesfalls die Reaktion, die wir durch das Ansprechen des Hundes hervorrufen wollen!

Der Hundename im Alltag

Im Training bemühen wir uns um Optimalsituationen, im Alltag läuft einem schonmal ein Hund zwischen die Beine, wenn man gerade heiße Suppe trägt. Genauso, wie unsere Hunde das Recht haben, uns durch Knurren mitzuteilen, dass wir gerade eine ihrer Grenzen überschritten haben, schnauzt auch jeder Mensch mindestens einmal im Leben seinen Hund an. Ein Hund, der ausreichend positive Assoziationen mit seinem Umfeld und insbesondere mit seinem Menschen gemacht hat und auch künftig machen wird, sollte dadurch jedoch keinen größeren psychischen Schaden davontragen, solange man sonst immer auf einen fairen Umgang mit ihm achtet.

Fühlst du dich im alltäglichen Leben oft veranlasst, mit „Bello, Nein! Bello, Lass das! Bello, Aus! Bello, Pfui! Böööser Bello!“ zu reagieren, dann hilft es zumeist, in separaten Trainingseinheiten Impulskontrolle, ein Abbruchsignal und/oder allgemeine Verhaltensregeln mit deinem Hund zu üben. Denn damit dein Hund begreifen kann, was er falsch gemacht hat oder nicht tun soll, muss er erst begreifen, welches Verhalten du dir von ihm wünschst.

Fazit: Der Name deines Hundes funktioniert wie ein Menschenname. Sein Gebrauch soll deinen Hund dazu auffordern, dir seine Aufmerksamkeit zu schenken, damit du ihm weiteren Input geben kannst. Je angenehmer dies für ihn ist, desto lieber wird er sich auch unter für ihn schwierigeren Umständen zu dir orientieren!

 

Update April 2015:

Zwischenzeitlich wurde herausgefunden, dass direkter Blickkontakt zwischen dem Hund und seiner Bezugsperson bei beiden zur Ausschüttung des stressreduzierenden Hormons Oxytocin führt. Näheres dazu unter folgendem Link: Klick.