Als vor über zehn Jahren endlich ein süßer Welpe bei mir einzog, war mir trotz aller Vorbereitung nicht klar, was es bedeuten würde, einen Hund zu haben. Geschweige denn, einen Hund zu lieben. Im folgenden Text möchte ich gerne unsere ganz persönliche Geschichte mit euch teilen.
Natürlich hatte ich ihn schon als Welpen lieb, dieses tapsige unkoordinierte schwarze Doggentier, das die Welt schwanzwedelnd mit seinen spitzen Zähnchen erkundete und jedes Herz in Sekundenschnelle eroberte. Sein Zauber lag damals schon in einer Mischung aus dem, was ich heute als seinen Clooney-Charme bezeichne und diesem treuherzigen Ever-Starving-Labrador-Blick. Eine Kollegin bezeichnete Digga mal als „Herztrichteröffner“ und das ist er – aber ich schweife ab.
Von Anfang an war mir klar, dass ich eine große Verantwortung übernehmen werde. Für Jahre. Dieser wollte ich unbedingt gerecht werden. Ich wollte möglichst alles richtig machen. Im Vorfeld legte ich mir allerhand Bücher zu und setzte mich auch schon mit einer Trainerin, die mir im Freundeskreis empfohlen wurde, in Verbindung. Weil ich Dinge gern gscheit angeh, um’s auf gut Wienerisch auszudrücken.
Wie alles begann

Digga als Baby.
Freunde von Freunden waren ein Pärchen. Ihre Hunde auch – und so gab’s im Winter 2005 Welpen in Purkersdorf. Als die kleinen Rabauken drei Wochen alt waren, durfte ich sie das erste Mal besuchen. Digga war als erstes bei mir und auch nicht mehr von mir wegzubekommen. Eine meiner liebsten Erinnerungen an seine Welpenzeit ist, wie er damals bei diesem ersten Kennenlernen schon nach wenigen Minuten in meinem Schoß einschlief und ich ganz behutsam diese eineinhalb Handvoll Hund vorsichtig zu seinen Geschwistern zurücklegte, damit er deren Körperwärme spüren würde. Und Digga wachte auf, kroch zu mir zurück und versuchte wieder, hochzukommen. Er hat mich ausgesucht und ich bin ihm bis heute dankbar dafür, jeden Tag ein bisschen mehr.
Große Ansprüche
Digga war als Welpe riesig und da er eine Labrador-Doggen-Mischung ist, wussten wir nicht, wie groß er letztendlich werden würde. Mitten in der Stadt zwischen einer muslimischen Gebetsstätte, zwei Volksschulen, einem Kindergarten, einem Hort sowie mehreren türkischen Einkaufsläden soll so ein schwarzer Riese dann natürlich möglichst gut „folgen“, damit sich niemand in seiner Gegenwart fürchten muss. (Tatsächlich hatte ich in mehr als zehn Jahren keine einzige Auseinandersetzung wegen Digga – wir weichen immer höflich aus und werden stets freundlich angelächelt.) Außerdem sollte der kleine Digga ein gesellschaftstauglicher Bürohund werden, der weder Arbeitsalltag noch Meetings stört.
Dass dies alles ziemlich hohe Anforderungen waren, wusste ich damals nicht. Ich dachte mir, der Hund hat’s fein, weil er immer dabei sein kann, viel Abwechslung und Bewegung hat.
Die ersten Monate
Ehrlich gesagt war ich nicht immer nur nett zu meinem Hund. Eben weil ich ihn so fürchterlich schnell und fest ins Herz geschlossen hatte, wollte ich natürlich, dass es ihm so gut wie möglich geht und er auch eine anständige Erziehung genießt. Auf Anweisung meiner Trainerin und der vermeintlich smarten Bücher, die ich mir zugelegt hatte, machten wir allerhand Blödsinn. Ich nahm Digga überall hin mit. Er lernte alles, jeden und jedermanns Hund kennen. Gottseidank ging das alles gut, auch wenn ich ihm damit einen Stresspegel anerzog, den wir dann jahrelang wieder abtrainierten.
Gut gemeint
Mit den besten Intentionen machte ich unglaublich viele Fehler, wie ich heute weiß. Digga machte sich jede Hundebegegnung allein aus, ich wurde von meiner Trainerin zurückgehalten, damit natürliche Lernprozesse stattfinden könnten. Dass mein Hundebub letztendlich trotzdem so unglaublich sozial, souverän und freundlich geworden ist, ist weder ihr noch mir zu verdanken. Bis heute stellt er in Hundebegegnungen gerne mal die Haare am Schwanzansatz auf, auch wenn er inzwischen gelernt hat, dass er sich nichts mehr alleine ausmachen muss. (Wie ich an anderer Stelle schon mal schrieb: Zwei Kleinkindern in der Sandkiste schau ich auch nicht dabei zu, wie sie sich mit dem Schauferl am Kopf hauen, sondern schreite vorher deeskalierend ein.)
Auf Anweisung bauten wir das „Pfui“ mit einem leichten Fingertapperl auf die Nase auf, wurde ein „Aus“ nicht befolgt, gab’s Schnauzgriff (der sollte ja nicht irgendwann an Gift sterben!). Und wenn der Abruf nicht funktionierte, musste ich dem Hund hinterher hechten und ihn ordentlich runterdrücken. Darauf müsse eine ordentliche Strafe folgen, weil das Nicht-Befolgen ja tödlich enden könnte, so die Argumentation dahinter. Und ich wollte natürlich nicht, dass dieser kleine Hund, den ich so lieb hatte, sterben würde. Natürlich fand ich das runterdrücken nicht cool, aber es wurde mir als notwendiges Übel erklärt. Widerwillig befolgte ich Anweisungen und Rangordnungserklärungen, die ich zwar hinterfragte, aber in der mir zugänglichen Literatur bestätigt fand.
Krasse Methodenunterschiede
Das paradoxe an der Sache war ja, dass ich durchaus Erfahrung mit der Effektivität positiver Bestärkung hatte. Mir war zum damaligen Zeitpunkt als normale Hundehalterin mit besten Intentionen einfach nicht klar, dass Hunde nach dem gleichen Prinzip „funktionieren“ wie Wale, Delfine und andere positiv trainierte Showtiere, die ich während meines Aufenthalts in den Staaten gesehen hatte – immerhin behaupteten ja auch die Bücher, die ich hatte, allesamt etwas anderes. Inzwischen gibt es Gottseidank auch wesentlich bessere Literatur zur Hundeerziehung, als mir seinerzeit zugänglich war.

U-Bahnfahren macht Digga trotz Maulkorbpflicht Spaß, weil es langsam aufgebaut wurde.
Jene Sachen, die ich Digga beibrachte, ohne die Trainerin oder Bücher zu Rate zu ziehen, funktionierten einwandfrei und vollkommen problemlos.
So hatte ich mir beispielsweise große Gedanken wegen des U-Bahn-Fahrens gemacht. So ein kleiner Hund, so ein großer Spalt, so viele Eindrücke. Mein Plan war, einfach immer wieder mit dem kleinen Digga für ein paar Minuten am Bahnsteig abzuhängen und ihn mal alle Eindrücke langsam verarbeiten zu lassen. Die Grundsteine für meine heutigen Ansätze waren also intuitiv durchaus schon gegeben. Ich wusste sie eben nur noch nicht auf alle Situationen zu übertragen. Digga fährt übrigens bis heute gerne U-Bahn.
Mein Hund hat Angst vor mir
Als Digga zirka neun Monate alt war, trennte ich mich von unserer Trainerin. Mein subjektiver Eindruck, den ich alsbald einem anderen Trainer schilderte war „Ich hab’ immer alles richtig gemacht, aber ich hab’ das Gefühl, mein Hund hat Angst vor mir. Ich würd’ den aber nie schlagen und ich hab’ dem nie was getan. (Ich hab ihn halt unterworfen und schnauzgegriffen und an der Leine geruckt und auch mal angebrüllt, aber das hat doch alles so sein sollen. Oder nicht?)“
Der andere Trainer hatte keine Antworten für mich, also beschloss ich, mal einfach umzudenken. Die von mir damals als unwissende Halterin verwendeten Methoden wende ich als Trainerin niemals an – es ist selbst bei schwierigen Fällen absolut nicht notwendig.
Tabula Rasa
Ich wollte Digga gerecht werden, ihn gerecht behandeln. So begann ich, alle möglichen Bücher zu verschlingen, verschiedenste Ansätze auszuprobieren. Auch da war nicht alles das Gelbe vom Ei – aber nachdem ich eines Tages beschlossen hatte, einfach sehr genau auf Diggas Körpersprache (die ich damals nur bedingt zu deuten verstand) zu achten und mein Verhalten entsprechend anzupassen, lernte ich schneller zu unterscheiden, was erfolgreich war und auch Spaß machte. Ich merkte, dass mein „Bauchgefühl“ sehr oft ganz richtig lag, kannte aber noch keine Begrifflichkeiten oder gar wissenschaftliche Begründungen dafür, warum unserer Weg ein anderer sein musste, als der, den wir ursprünglich eingeschlagen hatten.
Die ersten Jahre
Digga war ein großartiger Bürohund. Unglaublich problemlos, ging mit jedem mit, blieb überall brav, konnte überall mit hin genommen werden. Digga feierte sämtliche Partys des Freundeskreises mit, wurde in allen unserer Stammlokale freundlicher begrüßt als wir und war insgesamt klasse. Er ist es natürlich immer noch, wobei ich ihm inzwischen oft den Trubel erspare und sehr genau darauf achte, dass er auf seinen Schönheitsschlaf kommt.
Je mehr ich an meinem Umgang mit ihm änderte, umso harmonischer wurde unsere Beziehung. Unfreiwillige Unterwerfung und Schnauzgriff gehörten bald der Vergangenheit an – inzwischen wandten sich mir auch immer mehr Menschen mit Hundefragen zu.
Harte Zeiten
Irgendwann saß ich in der Redaktion und Digga schnarchte leise hinter mir, während ich durch’s Fenster vor mir sehnsüchtig den strahlendblauen Himmel draußen ansah. „Nicht täglich im selben Trott zu hängen, ein bisschen mehr Selbstbestimmung und Freude im Leben, das wär’s“, dachte ich. Einige Wochen später war es an der Zeit, eine schöpferische Pause einzulegen. Durch eine turbulente Zeit, auf die an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden soll, begleitete mich Digga liebevoll und geduldig. Ich beschloss schließlich, mich beruflich umzuorientieren und mit dem Beginn einer Ausbildung zur Hundepsychologin mein Leben in selbstbestimmtere Bahnen zu lenken. Und vor allem, zu lernen, wie ich meinen Umgang mit Digga weiter verbessern könnte.
Aus Liebe zum Tier

Hundetraining bedeutet, vorrangig mit Menschen zu arbeiten.
Nach Jahren im Marketing wollte ich der Arbeit mit Menschen entfliehen, mehr natürlich sein und vor allem mehr mit Tieren machen. Wie viele KollegInnen, die diese Motivation teilten, gab es auch für mich ein unschönes Erwachen. Erfolgreiches Verhaltenstraining steht und fällt vorrangig mit dem Menschen, der mit dem Hund leben muss, und dem es gilt, Wissen zu vermitteln – eine Herausforderung, der ich mich inzwischen dank zahlreicher Fortbildungen gerne stelle. Durch Digga habe ich nämlich gelernt, wie es ist, sich ganz auf etwas einzulassen und es selbst dann durchzuziehen, wenn es anders kommt als geplant.
Mehr als nur ein Hund
Im Laufe meiner verschiedenen Fortbildungen besuchte ich auch einmal ein Seminar über Tierkommunikation. Die Lehrende meinte in einem Pausengespräch zu mir, ich solle Digga doch auch mal zugestehen, mehr als nur ein Hund zu sein. Ich war entrüstet – immerhin hatte ich inzwischen schon die erste Ausbildung absolviert, behandelte meinen Hund bösen Zungen zu Folge ohnehin zu sehr als „Hawara“ (Anm.: Wienerisch für Freund, Homie) und überhaupt war er doch fast das allerwichtigste auf der Welt für mich. „Das ist doch alles andere als nur ein Hund,“ dachte ich. „Das ist mein Herz!“
Zuhause angekommen dachte ich dann aber doch nach. Darüber, wie oft er mir Beistand leisten wollte und ich versuchte, eine gute starke Hundemutter zu sein und mir meine Traurigkeit nicht anmerken zu lassen. An jenem Abend gestattete ich es mir dann zum ersten Mal, mich bei ihm anzulehnen. Ihn nicht mehr primär als meine Verantwortung zu sehen, sondern als einen Gefährten, der mich auch auf meinem Weg begleiten darf, wenn er steinig wird. Und siehe da, Digga hat mir die Kraft gegeben, so manchen Felsen aus diesem Weg zu rollen. Seither schätze ich ihn jeden Tag mehr – und denke an jedem Tag, dass es gar nicht noch mehr werden kann.
Mächtige Motivation
Manchmal entschuldige ich mich heute noch bei Digga für Fehler, die ich vor Jahren begangen habe. Manchmal mache ich auch heute noch Fehler, bin mal gestresst; seh mehr, was mich stört, als Dinge, die ich toll find. Was mich allerdings motiviert, ist die Liebe, für die Digga mein Herz geöffnet hat. Daraus haben sich für mich so viele Perspektiven, Möglichkeiten und so unglaublich viel Glück ergeben, dass ich möglichst vielen Menschen zeigen möchte, wie persönlich rentabel es ist, sich wirklich auf seinen Hund einzulassen.
Zweifel und Selbstkritik
Während ich meine Fehler nicht ungeschehen machen kann, so habe ich gerade deshalb doch ein sehr großes Verständnis dafür entwickelt, sich im Umgang mit dem Hund überfordert und hilflos zu fühlen. Als Digga damals im Februar 2006 einzog, hatte ich 40° Fieber, Bronchitis, einen nicht stubenreinen Welpen und die Angst, ich könne das alleine unmöglich schaffen. Ich war dankbar für schnelle Lösungen und einfache, nachvollziehbare Erklärungen. Zusätzlich hatte ich unglaublich große Angst davor, ich würde meiner Verantwortung meinem Hund und meinen Mitmenschen gegenüber nicht gerecht werden. Und dass aus einem Versäumnis meinerseits womöglich mein Hund oder gar ein Mensch zu Schaden kommen könnte. Diese Ängste schürte meine Trainerin – und so wandte ich Methoden an, die mir eigentlich nie so wirklich schmeckten ohne über mögliche Konsequenzen Bescheid zu wissen.
Letztendlich wendet man Strafen aber selten an, weil man es will, sondern entweder, weil man meint, zu müssen oder weil man es nicht besser weiss.
Eben diese Einsicht ermöglicht es mir, heute urteilsfrei und verständnisvoll mit Menschen zu arbeiten, die jetzt einen anderen Weg mit ihrem Hund gehen möchten. Es ist nie zu spät für Tabula Rasa.
Fairness und Grenzen

Digga hat gelernt, dass Regeln Freiheit ermöglichen.
Natürlich brauchen Hunde Regeln. Und natürlich haben auch wir diese nach wie vor, denn Konsequenz ist wichtig. Digga hat einen klar definierten Rahmen, in dem er sich bewegt. Er ist viel im Freilauf mit Maulkorb, weil er verlässlich auf meine Signale reagiert. Dass das funktioniert, ist auf Kooperation aufgebaut (er erbringt Leistung, die ich gerne hätte und ich würdige diese adäquat) und macht uns beide glücklich. Nachdem „Aus“ und „Pfui“, die ja eher aversiv aufgebaut wurden, bestenfalls dazu führen, dass Digga irgendwas abschluckt, haben wir ein anderes Signal rein mit Belohnung aufgebaut, was wesentlich besser funktioniert. Wir können an Kebab auf der Straße vorbeigehen und haben dies auch auf Artgenossen, Menschen und anderes übertragen. Digga hat gelernt, dass Einschränkungen nichts Schlechtes sind und ich achte darauf, dass er bestimmte Grenzen gar nicht erst überschreitet, indem ich ihm rechtzeitig Input gebe. So leben wir tagtäglich unser Motto „Kooperieren Statt Korrigieren“.
Neue Wege
Digga und ich haben Gottseidank rechtzeitig die Kurve gekratzt. Letztendlich ist es nie zu spät, auf moderne Trainingsmethoden umzusteigen, selbst wenn der Hund alt ist oder man sonst schon alles probiert hat. Gerade, wenn man sonst schon alles probiert hat, kann moderne Methodik noch Wunder bewirken, wenn sie sauber ausgeführt wird und man das Tier das Tempo angeben lässt.
Digga hat mein Leben verändert. Mich auf ihn einzulassen hat mir geholfen, mich selbst zu finden. Darauf zu achten, was ich an seinem Verhalten bestärken kann oder gut finde, ermöglicht mir, viel mehr Erfreuliches in meinem Alltag zu finden – jeden Tag. Meinen Mitmenschen öfter „Danke“ oder „Fand ich gut“ zu sagen, positives Feedback zu geben. Ich lächle mehr. Wenn ich meinen Hund ansehe, aber auch sonst.
Vom Vertraut machen und Verantwortung
Wir leben mit unseren Hunden in einem Macht-Verhältnis, das durch ihre Abhängigkeit von uns geprägt ist. Und dieser sind sie sich ganz gewiss bewusst, gibt es doch weder zu trinken, zu fressen noch Spaziergänge ohne uns. Diese Abhängigkeit birgt vor allem eine große Verantwortung. Rechtlich gesehen gegenüber der Umwelt sowie Dritten und auf der persönlichen Ebene dem Hund gegenüber.
Mein persönliches Bild von Verantwortung prägte Antoine de Saint-Exupéry mit seiner Erzählung „Der kleine Prinz“. Darin lernt der kleine Prinz einen Fuchs kennen. Der Fuchs erklärt ihm, dass er zwar einsam sei, aber nicht mit dem Jungen spielen könne, er sei noch nicht gezähmt.

Einen Hund zu lieben wird leichter, wenn man “Der kleine Prinz” gelesen hat. Hier gibt’s viele tolle Zitate aus dem Buch.
Zähmen, das bedeute, sich jemanden vertraut zu machen. Der Fuchs seufzte: “Du bist für mich noch nichts als ein kleiner Knabe, der hunderttausend kleinen Knaben völlig gleicht. Ich brauche dich nicht, und du brauchst mich ebensowenig. Ich bin für dich nur ein Fuchs, der hunderttausend Füchsen gleicht. Aber wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzig sein in der Welt. Ich werde für dich einzig sein in der Welt…“
In Folge erklärt der Fuchs dem kleinen Prinzen, wie das mit dem Zähmen funktioniert. Der kleine Prinz verabschiedet sich schließlich vom Fuchs, der ihm noch folgendes sagt: „Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.“
Man sieht nur mit dem Herzen gut
Digga hat mein Herz geöffnet, obwohl ich mir dessen Verschlossenheit niemals bewusst war. Und jetzt ist da ganz viel Liebe. Und Freude.
Für mich ist es so: Einen Hund zu lieben bedeutet, ihn lesen zu können; zu wissen, wie es ihm geht und was er braucht. Für sein Wohlbefinden zu sorgen, seine individuellen Bedürfnisse zu erkennen, seine Fähigkeiten und Talente zu fördern.
Es ist, den Weg gemeinsam zu gehen und sich Herausforderungen zu stellen, zusammen leben zu lernen. Es bedeutet, vielleicht seine Denkweise zu ändern und eine andere Richtung einzuschlagen. Es gibt kein Zähmen ohne Geduld. Einen Hund zu lieben bedeutet, ihn nicht in Situationen zu bringen, die ihm unlieb sind. Es bedeutet, ihn zu unterstützen, wenn der Alltag, den er unseretwegen lebt, ihn überfordert.
Einen Hund zu lieben bedeutet, sich für die Fehler, die man macht zu entschuldigen. Nicht mit Worten, sondern in dem man es das nächste Mal und jedes Mal danach besser macht. Einen Hund zu lieben bedeutet, ihm mehr Anlässe zu geben, zu einem zu kommen, als wegzugehen. Es bedeutet Arbeit an sich selbst, der eigenen Überforderung, Hilflosigkeit, Angst, dem mangelnden Vertrauen. Es bedeutet, alles doofe abzuschütteln und jeden Tag für sich stehen zu lassen.
Einen Hund zu lieben ist, ihm beim Schlafen zu zu sehen und das Gefühl zu haben, dass einem das Herz in der Brust platzt. Es ist miteinander durch die Straßen zu laufen und dieser ganz besondere Glanz, den er in den Augen hat, wenn er dich sieht.
Einen Hund zu lieben, bedeutet sich auf ihn einzulassen und ihm Aufmerksamkeit und Companionship zu bieten. Denn letztendlich ist ihm am wichtigsten, bei uns zu sein. Selbst wenn wir Fehler gemacht haben.
Es bedeutet, nach jedem Nickerchen neu zu beginnen und den Moment zu leben. Es ist ein sanftes Wedeln der Schwanzspitze, wenn man zum Leckerbissen greift; ein wohliger Seufzer, wenn man genau die richtige Stelle krault. Sich seines Schrittes zu freuen, sein sanftes Schnarchen zu schätzen.
Einen Hund zu lieben bedeutet, ihm die Dinge, die er können soll, beizubringen. Ihm eine Persönlichkeit zuzugestehen. Ihm Freude zu bereiten, so oft es geht – weil sein Leben ohnehin, garantiert, wie auch immer lange, viel zu kurz sein wird. Und weil diese Freude zurück reflektiert, tausendfach.